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Varicellon
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Varicellon®

Wirkstoff: Varicella-Zoster-Immunglobulin vom Menschen

Indikationsgruppe: Immunglobuline zur intramuskulären Anwendung

Bestandteile: 1 ml enthält: Protein vom Menschen 100 - 170 mg mit einem Anteil an Ig von mind. 95 % mit Antikörpern gegen Varicella-Zoster-Virus mind. 100 IE; Aminoessigsäure (Glycin), Natriumchlorid, HCl bzw. NaOH (in geringen Mengen zur Einstellung des pH-Wertes), Wasser für Injektionszwecke

Anwendungsgebiete:

Varizellen: Prophylaxe nach Exposition bei:

  • Personen ohne Varizellen-Anamnese, deren Immunsystem beeinträchtigt ist, z.B. durch Kortikosteroide, Immunsuppressiva, Zytostatika und Bestrahlung,
  • Schwangeren ohne Varizellen-Anamnese,
  • Neugeborenen, deren Mütter 96 Stunden vor bis 48 Stunden nach der Geburt an Varizellen erkrankt sind.

Zoster: Therapie: Insbesondere bei Patienten, die unter Kortikosteroid-, Zytostatika-, Immunsuppressiva- oder Bestrahlungstherapie stehen.

Gegenanzeigen: Bei Vorliegen einer schweren Thrombozytopenie oder anderen Gerinnungsstörungen, bei denen intramuskuläre Injektionen kontraindiziert sind, darf Varicellon nicht angewendet werden. Überempfindlichkeit gegen Arzneimittel mit homologen Immunglobulinen, insbesondere bei Patienten mit IgA-Mangel und mit gleichzeitigem Vorhandensein von Antikörpern gegen IgA.

Schwangerschaft und Stillzeit: Kontrollierte klinische Prüfungen mit Varicellon in der Schwangerschaft sind nicht durchgeführt worden. Langzeiterfahrungen mit Immunglobulinen, besonders die Anwendung von Anti-D Immunglobulin haben gezeigt, dass keine schädigenden Auswirkungen auf die Schwangerschaft, den Fötus und das Neugeborene zu erwarten sind. Immunglobuline können in der empfohlenen Dosis auch während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.

Nebenwirkungen: Gelegentlich kann es zu vorübergehendem Druckschmerz an der Injektionsstelle, zu Hautreaktionen sowie Temperaturerhöhung kommen. Selten sind Übelkeit und Erbrechen sowie Kreislaufreaktionen (z.B. Tachykardie, Bradykardie, Hypotension, Schweißausbruch, Schwindel) und allergoide Reaktionen (z.B. mit Flush, Urtikaria, Dyspnoe). In Einzelfällen können Symptome bis hin zum Schock auftreten, insbesondere bei unbeabsichtigter intravasaler Injektion. Bei der Anwendung von aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellten Arzneimitteln können Infektionserkrankungen durch die Übertragung von Erregern - auch bisher unbekannter Natur - nicht völlig ausgeschlossen werden. Um das Risiko einer Übertragung von infektiösem Material zu reduzieren, erfolgt eine sorgfältige Auswahl der Plasmaspender und -spenden. Der Herstellungsprozess von Varicellon beinhaltet Maßnahmen zur Eliminierung/ Inaktivierung von Viren.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:

Impfungen: Nach Gabe von Immunglobulinen ist ein Abstand von mindestens 3 Monaten zur Impfung mit parenteralen Virus-Lebend-Impfstoffen (z.B. gegen Mumps, Masern, Röteln und deren Kombinationen sowie Varizellen) einzuhalten, da sonst durch die in Varicellon enthaltenen Antikörper die notwendige Virusvermehrung behindert und damit der Impferfolg in Frage gestellt wird.

Zu folgenden Impfungen ist kein Abstand erforderlich:

  • oral anzuwendende Lebend-Impfstoffe (z.B. gegen Poliomyelitis, Typhus), weil nach Gabe dieser Impfstoffe die Immunität vorwiegend im Darm aufgebaut wird.
  • Impfstoffe aus inaktivierten Erregern (z.B. gegen FSME, HIB, Influenza, Pertussis, Tollwut) oder Toxoiden (z.B. gegen Diphtherie, Tetanus bzw. den entsprechenden Kombinationen)

Serologische Testverfahren: Bei serologischen Untersuchungen nach Verabreichung von Immunglobulinen ist zu beachten, dass dem Patienten durch das Immunglobulin ein weites Spektrum von Antikörpern zugeführt wird, die das Testergebnis für einige Zeit falsch-positiv beeinflussen können. Bei solchen Antikörperbestimmungen sind die Menge des zugeführten Immunglobulins, der zeitliche Abstand zur Immunglobulingabe und die Empfindlichkeit des Testverfahrens zu berücksichtigen.

Wichtigste Inkompatibilitäten: Varicellon darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Dosierung:

Varizellen: Die Dosis von 0,2 ml/kg KG darf nicht unterschritten werden und ist sofort nach Exposition zu verabreichen. Wesentlich für den Erfolg der Varizellenprophylaxe sind ausreichende Dosierung und Verabreichung innerhalb von 3 Tagen nach Exposition. Bei bereits länger bestehender Exposition kann eine Erhöhung der Dosis in Erwägung gezogen werden.

Zoster: Therapie: Die Dosis von 0,2 ml/kg KG darf nicht unterschritten werden. Sie ist möglichst frühzeitig nach Auftreten der ersten Symptome zu verabreichen. Wiederholungsgaben richten sich nach dem klinischen Verlauf der Erkrankung.

Art der Anwendung:

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung: Nach Gabe von Varicellon wird eine Nachbeobachtungszeit von mind. 20 Min. empfohlen.

Trübe Lösungen oder Lösungen mit Rückständen (Partikeln/Niederschlägen) sind nicht zu verwenden. Varicellon ist gebrauchsfertig und wird körperwarm, vorzugsweise ventroglutäal am liegenden Patienten verabreicht. Varicellon darf nur streng intramuskulär angewendet werden. Dabei ist zu beachten, dass die Gefahr einer unbeabsichtigten intravasalen Gabe nach wiederholten intramuskulären Injektionen erhöht ist. Nicht intravasal injizieren! Bei intravasaler Applikation können Patienten mit schockartigen Symptomen reagieren, besonders wenn ein Antikörpermangelsyndrom vorliegt. Daher wird empfohlen, sich durch Aspiration davon zu überzeugen, dass kein Gefäß getroffen wurde. Bei größeren Gesamtdosen ist eine Aufteilung zweckmäßig. Das gilt für Dosen von mehr als 2 ml bei Kindern bis zu 20 kg KG und mehr als 5 ml bei Personen mit höherem Körpergewicht.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Allergoide/anaphylaktoide Reaktionen sind bei intramuskulär angewendetem Immunglobulin vom Menschen selten. Bei jedem Verdacht auf eine allergoid/anaphylaktoiden Reaktion ist Varicellon sofort abzusetzen und eine situationsgerechte Behandlung einzuleiten. Die aktuellen medizinischen Richtlinien zur Schockbehandlung sind zu beachten.

Eventuell zusätzlich zu ergreifende Gegenmaßnahmen:

Bei leichten Reaktionen: Gabe von Kortikosteroiden und Antihistaminika.

Bei schweren oder lebensbedrohlichen Reaktionen (z. B. anaphylaktischer Schock), in Abhängigkeit vom Schweregrad:

  • sofort Adrenalin langsam i.v. geben,
  • zusätzlich Kortikosteroide hochdosiert langsam i.v. geben,
  • ggf. Volumenauffüllung, Sauerstoffgabe.

Besonders bei unbeabsichtigter i.v. Gabe sind die Patienten längerfristig (etwa 1 Std.) zu überwachen.

Pharmakologische Eigenschaften: Die Wirkung von Varicellon beruht auf antikörpervermittelter Virusneutralisation im Blut und im extrazellulären Bereich.

Toxikologische Eigenschaften: Immunglobuline sind normale Bestandteile des menschlichen Körpers. Toxizitätsuntersuchungen mit Einzeldosen sind nicht aussagekräftig, da höhere Dosen zur Proteinüberladung bei den Tieren führen. Toxizitätsuntersuchungen mit wiederholten Dosen sind wegen der Antikörperbildung gegen heterologes Protein nicht durchführbar. Da klinische Studien keinen Hinweis auf onkogene und mutagene Wirkungen des Immunglobulins geben, sind experimentelle Untersuchungen, besonders an heterologen Spezies, nicht notwendig.

Pharmakokinetik: Die Resorption von i.m. verabreichtem Immunglobulin aus dem Injektionsdepot beginnt ca. 20 min. nach der Applikation. Das Maximum der erreichbaren Blutspiegel ist von Alter und Gesundheitszustand abhängig und wird 2 bis 6 Tage post iniectionem erreicht. Die Halbwertszeit beträgt im Durchschnitt 3 Wochen.

Bioverfügbarkeit: Nach Resorption bzw. Verteilung sind die zugeführten Antikörper wirksam.

Sonstige Hinweise: Varicellon ist eine klare, farblose bis gelbliche Lösung der Immunglobulinfraktion. Varicellon enthält überwiegend Immunglobulin G. Für die Herstellung von Varicellon werden ausschließlich Plasmaspenden verwendet, die mit negativem Ergebnis auf Antikörper gegen HIV-1, HIV-2 und HCV sowie auf HBs-Antigen getestet worden sind. Der ALT(GPT)-Wert darf das Doppelte des methodenspezifischen Normalwertes nicht überschreiten. Eine weitere Testung auf Antikörper gegen HIV-1, HIV-2, HCV, auf HBs-Antigen sowie auf Viruserbmaterial von HBV, HCV und HIV-1 mittels einer Nukleinsäure-Vermehrungstechnik (Nucleic acid Amplification Technology, NAT), z.B. Polymerasekettenreaktion (Polymerase Chain Reaction, PCR) erfolgt am Plasmapool. PCR ist eine hoch empfindliche Testmethode mit welcher – im Gegensatz zur Antikörpertestung – ein direkter Test auf Viruserbmaterial möglich ist. Nur bei negativen Ergebnissen all dieser Tests wird der Plasmapool weiterverarbeitet. Der Herstellungsprozess von Varicellon beinhaltet verschiedene Schritte, die zur Eliminierung/Inaktivierung von Viren beitragen. Dazu gehören die Herstellung nach einer modifizierten COHN-Fraktionierung und die Hitzebehandlung des Präparates in wässriger Lösung bei 60 °C über 10 Stunden.

Dauer der Haltbarkeit: Die Verwendbarkeitsdauer beträgt 30 Monate. Varicellon darf nach Ablauf des auf Packung und Behältnis angegebenen Verfalldatums nicht mehr angewendet werden. Geöffnete Ampullen sind sofort zu verbrauchen.

Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise: Varicellon ist bei +2 bis +8 °C aufzubewahren. Nicht einfrieren!

Darreichungsformen und Packungsgrößen:

Darreichungsform: Gebrauchsfertige Lösung zur intramuskulären Anwendung

Packungsgrößen: Packung mit 1 Ampulle zu 2 ml, Packung mit 1 Ampulle zu 5 ml

Herkunftsländer des Blutplasmas: Deutschland, Österreich, USA

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Stand: 21. Oktober 2007

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