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TCDD
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Seveso

TCDD

Weitere Namen: 2,3,6,7-Tetrachlordipenzo-p-dioxin, Tetrachlordiphenylendioxid

Physikalische Eigenschaften: Die feste Substanz ist nicht in Wasser löslich. Sie lässt sich aber sehr gut in Fetten und organischen Lösungsmittel lösen. Der Stoff ist wärmestabil und beständig gegen Säuren und Alkalien.

Allgemeines: TCDD entsteht bei der Herstellung von Desinfektionsmittel in der chemischen Industrie und bei der Müllverbrennung. Bei der Firma BASF kam es 1953 zu einem Industrieunfall mit einer Freisetzung von TCDD. 1976 kam es zu dem folgenschweren Unfall in Seveso.

Aufnahme: TCDD kann oral, inhalativ und über die intakte Haut aufgenommen werden.

Anwendungen: Im Vietnamkrieg war der Stoff als Verunreinigung in "Orange Agent" vorhanden. Die Stoffe sind in der chemischen Industrie häufig und kann damit einfach als hergestellt werden.

Pathophysiologie: TCDD gilt als das stärkste bekannte Hauttoxin und wird vor allem in der Leber und im Fettgewebe gespeichert. Der größte Teil wird mit der Faeces ausgeschieden. Die Nieren sind nur gering an der Ausscheidung beteiligt. Im Körper beträgt die Halbwertszeit ungefähr 30 Tage. Bis heute ist noch nicht bekannt, ob das Toxin selbst oder auch seine Metaboliten für die Wirkungen verantwortlich ist. Eine karzinogene und teratogene Wirkung ist im Tierversuch nachgewiesen worden.

Toxizität: 

LD50 Meerschweinchen: 0,6 µg/kg
LD50 Kaninchen: 115 µg/kg
LD50 Hunde: 100 µg/kg

Symptome: Schon kurz nach der Exposition ist im Gesicht eine Dermatitis und an den Bindehäuten Reizerscheinungen zu erkennen. In einem Zeitraum von zwei bis vier Wochen stellt sich das Bild einer Chlorakne (eine chronische Hautkrankheit mit Akne-artiger Manifestation durch intensiven, meist äußerlichen Kontakt mit Diphenylen, Phenolen und anderen Aromaten; durch Verunreinigung mit Dioxinen verursacht. Symptome: Hautausschlag mit Lichtempfindlichkeit ("cable rash"), später follikuläre Hyperkeratose, Komedonen, Hyperpigmentierung. Evtl. als anzeigepflichtige Berufskrankheit.). Diese Chlorakne entwickelt sich im Gesicht, im Nacken Rumpf- und Schulterbereich.  Die typischen Hauterscheinungen bestehen aus Komedonen, Retentionszysten (Zystenbildung infolge Verschlusses der Ausführungsgänge eines absondernden Organs [z.B. Speichel-, Talg-, Schleim-, Tränendrüse]), Pusteln, Furunkeln, Knötchen und Abzedierungen. Die Patienten sind immer müde. Es ist eine neuromuskuläre Schwäche und eine toxische Polyneuritis erkennbar.

Ca. ein Drittel aller Patienten entwickeln eine Organstörung an der Leber oder vorübergehende Störungen des Fettstoffwechsels, der Schilddrüsenfunktion und des Herz-Muskels. Ebenfalls ein Drittel der Patienten zeigen Infektionen im Atmungstrakt. Es kann eine Laryngitis, Tracheitis und Bronchitis auftreten. In selteneren Fällen kommt es zu  einer hämorrhagischen Pleuritis.

Maßnahmen: Bei Hautkontakt mit dem Gift ist sie mit Polyethylenglykol 400 zu dekontaminieren. Bei einer oralen Aufnahme erhält der Patient 1 g medizinische Kohle pro Kilogramm Körpergewicht. In der Klinik ist eine spezifische Therapie mit Natriumthiosulfat und Phenobarbital (z.B. Luminal®) möglich.

Prognose: Die Prognose ist jeweils abhängig von der Exposition bis zum Entwickeln der Symptomatik. Je länger der Abstand ist, desto besser ist die Prognose. Bei einer Schädigung von Organen dagegen ist sie infaust (ungünstig).

[Ethylarsindichlorid] [Lewisit] [Lewisit-Lost] [Methylarsindichlorid] [Phenylarsenidchlorid] [Phosgenoxim] [Schwefellost] [Stickstoffloste] [TCDD]

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Copyright © 2007 Ralf Rebmann
Stand: 21. Oktober 2007