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Seveso
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Seveso

Am 10.07.1976 kam es im ICMESA-Werk (Kosmetikfirma) in norditalienischen Seveso (ca. 30 km von Mailand entfernt) durch das Überhitzen eines Ventils zur Freisetzung von mehr als 2 kg TCDD. Es rieselte ein weißer Staub auf die Felder und die Häuser. Die entstandene Giftgaswolke erregte kaum Aufsehen und verteilte sich auch auf die Gemeinden Meda, Cesano Maderno und Desio. Erst 17 Tage nach der Explosion wird mit der Evakuierung begonnen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits bei 30 Patienten starke Schäden an der Haut aufgetreten. In der Fabrik wurde noch knapp eine Woche weiter gearbeitet. 

Die ersten Anzeichen der Umwelt-Katastrophe waren durch ein Sterben der Vögel und der Kleintiere der Umgebung zu beobachten. Erst als einige Tage nach der Freisetzung die ersten Haustiere starben, die Pflanzen eingingen und die ersten Verätzungen und Hautschädigungen auftraten wurden die Bewohner der Region und die Behörden alarmiert. Die Zahl der Fälle mit Chlorakne stiegen stark an. Nach dem Unfall wurden ca. 220.000 Menschen durch Ärzte untersucht. Die genaue Zahl der Chlorakne-Fälle schwankt und liegt zwischen 187 und 193 Fälle.

Ingesamt wurden 736 Personen aus der 115 Hektar großen Gefahrenzone evakuiert. Es wurden 40 Häuser und rund 200.000 m³ der oberen Bodenschichten wurden abgetragen. Die Fläche war 46 Hektar groß. Das abgetragene Material wird in einem Sonderlager deponiert. Die Ärzte empfahlen den Frauen empfängnisverhütende Mittel einzunehmen, da es zu missgebildeten Neugeborenen kommen könnte. Einige der schwangeren Frauen entschieden sich zu einem Abbruch der Schwangerschaft.  In der Umgebung des Werkes verendeten 3.300 Haustiere und Zehntausende Vögel.

Insgesamt mussten mehr als 77.000 intoxikierte Nutztiere getötet werden, da eine Weiterreichung des Giftes über die Nahrungskette befürchtet wurde. Mehr als 200 Patienten zeigten starke Schäden der Haut. Als Spätschäden wurden Missbildungen bei neugeborenen Kindern und ein starker Anstieg der Totgeburten registriert. Bis zum heutigen Tage sind ca. 300 Millionen DM als Entschädigung bezahlt worden.

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Copyright © 2007 Ralf Rebmann
Stand: 21. Oktober 2007