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Zeckenparalyse
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Schildzecken; Hard ticks (Zeckenparalyse)

Die meisten Vergiftungen werden  durch die Zecken Dermacentor andersoni und Ixodes holocyclus verursacht.

Maßnahmen: In Europa sind vereinzelte Vergiftungen aus England, Frankreich, Griechenland und Spanien bekannt. Das gleiche gilt für Afrika (Algerien, Somalia, Südafrika), Israel und Mexiko.

Die Zeckenparalyse tritt vermehrt auf

  • In den nordwestlichen USA und dem westlichen Kanada. Die meisten Fälle sind im südlichen British Columbia zu finden. Hier wurde als Auslöser Dermacentor andersoni bestimmt. Dermacentor variabilis ist für einige Fälle in den östlichen und südlichen USA verantwortlich.

  • Im östlichen Australien ist der Verursacher Ixodes holocyclus.

Es scheinen nicht alle Vertreter giftig zu sein, denn die Zeichen einer Intoxikation werden nicht im ganzen Verbreitungsgebiet der Zecken gefunden.

Beschreibung: Zecken gehören zu den Spinnentieren (Arachnida). Sie werden dort in die Ordnung der Milben) Acarina gestellt. Die Tiere sind auf Blutmahlzeiten bei Wirtstieren angewiesen. Auf diesem Weg können Zecken mehrere Arten von Krankheiten übertragen. Zusätzlich gibt es Arten mit  einem giftigen Speichel, der bei Tieren und beim Menschen eine paralytische Vergiftung auslösen kann. Bis heute ist es noch nicht geklärt warum manche Arten Toxine in ihrem Speichel haben.

Es existieren circa 800 Arten  von Zecken. Sie werden in die Schildzecken (Ixodidae) und die Lederzecken (Argasidae) unterteilt. Die toxischen Vertreter stammen alle aus den Schildzecken. Schildzecken haben ein hartes Rückenschild (Scutum). An dem sehr  kleinen Kopf befinden sich die Mundwerkzeuge. Diese haben einen Stech- und Saugapparat.

Schildzecken durchlaufen drei Entwicklungszyklen. Diese sind das Larven-, Nymphen- und Erwachsenenstadium. Die erwachsenen Tiere und die Nymphen haben vier Beinpaare, die Larven dagegen nur drei. Vor dem Wechsel in ein anderes Stadium muss eine Blutmahlzeit aufgenommen werden. Dabei gibt es viele Arten, die drei verschiedene Wirte benötigen, bei anderen Arten ist dies nur ein Wirt. Bei  den Weibchen kann vor der Eiablage die letzte Blutentnahme bis zu elf oder zwölf Tage andauern. Bei der Blutaufnahme kann der Leib der Tiere um den Faktor Hundert anschwellen.

Gefährdung: Eine Zeckenparalyse ist für den Menschen eine gefährliche, aber auch seltene Vergiftung. Bei Nutztieren (Rindern, Schafen) kann es aber zu erheblichen Verlusten kommen.

Von den Lederzecken können Ornithodorus lahorensis und Otobius megnini vereinzelt eine Zeckenparalyse verursachen. Ixodes holocyclus, Dermacentor andersoni und Dermacentor variabilis sind die häufigsten Verursachen. Amblyomma maculatum, Amblyomma amerticanum, Hyalomma truncatum, Ixodes rubicundus, Ixodes hexagonus, Ixodes tancitarius und Rhipicephalus simus sollen in Einzelfällen eine Zeckenparalyse verursacht haben.

Nach einer Studie wird Dermacentor andersoni für 305 Fälle in British Columbia verantwortlich gemacht. Diese Fälle stammen aus den Jahren 1900 bis 1968. Die Sterblichkeit lag bei ungefähr 10 Prozent.

Bis 1968 wird Dermacentor andersoni für 114 Fälle in den Staaten Colorado, Idaho, Montana, Oregon, Washington und Wyoming zur Verantwortung gezogen.

In den südlichen und östlichen USA wurden im Minimum 40 Vergiftungen durch Dermacentor variabilis  dokumentiert.

Australien hat zwischen 1912 und 1940 21 Vergiftungen registriert. Hier war der Auslöser Ixodes holocyclus mit einer Sterblichkeit von annähernd 50 %.

Die meisten tödlichen Vergiftungen sind bei Kindern aufgetreten. In den Vereinigten Staaten von Amerika war das Auftreten der Vergiftungen im Frühling und im Sommer am höchsten. In Queensland (Australien) können Vergiftungen das ganze Jahr über auftreten, da durch das milde Klima die Zecken ganzjährig aktiv sind.

Bei den betroffenen Patienten muss die Zecke sofort gesucht und entfernt werden. Meist erholt sich der Patient dann sehr schnell. Eine Zeckenparalyse wird dann zu  einem Problem, wenn sie nicht erkannt wird. Meist wird an die Diagnose nicht gedacht, wenn die Patienten in einem endemischen Gebiet waren, dort   von einer Zecke gebissen worden ist, und nun in einem "gesunden" Gebiet lebt.

Symptome: Die neurologische Symptomatik beginnt erst nachdem die Zecke schon mehrere Tage am Menschen angehaftet ist. 12 - 24 Stunden bevor die Paralyse zu erkennen ist, haben manche Patienten ein Kribbeln im Gesicht, um die Lippen und an der Mundschleimhaut, sowie der ganzen Extremitäten.

Meist beginnen die Lähmungen an den Beinen. Erst kommt es zu Gangstörungen, später kommt es zu einem kompletten Versagen der Muskelkraft. Nach ein bis zwei Tagen wird die obere Extremität und der Körperstamm von der Paralyse erfasst. Im Anschluss tritt eine Bulbärparalyse (Ausfall motorischer Hirnnervenkerne im Bereich der Medulla oblongata) ein. Die letzte Lähmung betrifft die Atemmuskulatur. Der Patient verstirbt an einem Versagen der Atmung und einer Aspirationspneumonie.

Im Liquor und in den Blutuntersuchungen ist ein normaler Befund.

Symptomatik nach dem Entfernen der Zecke: In Nordamerika ist der Patient drei bis vier Tage nach Entfernen der Zecke wieder hergestellt. Dies tritt aber nur ein, wenn die Zecke rechtzeitig entfernt wurde.

In Australien ist erst 48 bis 72 Stunden nach Entfernen oder Abfallen der Zecke der Höhepunkt der Symptomatik erreicht. Insgesamt ist die australische Zeckenparalyse akuter als  die nordamerikanische Zeckenparalyse.

Wichtige Differentialdiagnosen:

  • Lyme-Borreliose (Auslöser ist Borrelia burgdorferi, das durch Ixodes-Arten übertragen wird. Die neurologische Symptomatik tritt erst zwei bis drei Wochen nach dem Biss der Zecke auf. Bei der  Zeckenparalyse sind es nur wenige Tage.)

  • Polyradikulitis = Laundry-Guillain-Barré-Syndrom
  • Polyneuropathien
  • Polymyelitis

Wenn nicht so schnell als möglich an eine Zeckenparalyse gedacht wird, wird wertvolle Zeit für das Suchen, Finden und Entfernen der Zecke vergeudet. Damit ist die Heilung auch in weitere Ferne gerückt.

Maßnahmen: Die Zecke ist so schnell als möglich zu entfernen. In gefährdeten Gebieten ist der Körper (auch an der Kopfhaut) nach Zecken abzusuchen. Bei einer fortschreitenden Symptomatik ist der Patient endotracheal zu intubieren und zu beatmen. Der Patient gehört in eine intensivmedizinische Betreuung. Für  den Rettungsdienst erfolgen die weiteren Maßnahmen symptomatisch.

In den betroffenen Regionen existiert  ein Antivenin. Dieses wird prinzipiell nur auf direkte Weisung einer Giftinformationszentrale gegeben.

Weitere Erkrankungen durch Zecken: Kyasanur-Waldkrankheit, Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber.

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Copyright © 2007 Ralf Rebmann
Stand: 26. Dezember 2009

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