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Gyromitra-Syndrom
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Das Gyromitra-Syndrom

Allgemeines: Diese Intoxikation ist schwer vom Phalloides-Syndrom zu unterscheiden. Bei dieser Vergiftung existieren ähnliche Phasen und ähnlich lange Latenzzeiten. Im Gegensatz zum Phalloides-Syndrom kommt es aber außer einer Schädigung der Leber noch zusätzlich  zu Störungen des ZNS und hämolytischen Entgleisungen. Auslöser für diese Vergiftung sind rohe oder nicht genügend gekochte Pilze. Trotz den vielen bekannten tödlichen Ausgängen ist der Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) in vielen Ländern ein beliebter Speisepilz. Auch anerkannte Pilzberater möchten, z.B. in Schweden, nicht auf den Verzehr verzichten [Ich habe in Schweden mit einer Pilzberaterin die Fotos gemacht und sie hat die Pilze zum Verzehr gesammelt. Eine Pilzmahlzeit mit diesem Giftpilz habe ich immer dankend abgelehnt!]. Eine Vergiftung mit diesem Pilz tritt typischerweise nur im Frühjahr (Mai) auf. Dies gilt nur für die frischen Pilze! Viele Pilzsammler trocknen aber auch den Frühjahrslorchel, so dass die Vergiftungen während des ganzen Jahres auftreten können. Im letzten Fall ist eine Vergiftung nur sehr schwer differentialdiagnostisch vom Phalloides-Syndrom zu unterscheiden.

Symptome: Die Latenzzeit beträgt im Mittel sechs bis zwölf Stunden, kann aber auch bei zwei bis 25 Stunden liegen. Erst treten Mattigkeit, Kopfschmerzen, abdominelle Beschwerden, Völlegefühl bis Übelkeit, unstillbares Erbrechen und zum Teil wässrige oder auch blutige Durchfälle auf. Die Durchfälle können von allen Problemen des Wasser- und Elektrolythaushaltes begleitet werden. Oft stellen sich nun die Zeichen einer Vergiftung ein und die Genesung des Patienten ist nach zwei bis sechs Tagen erreicht. Die GOT- und die GPT-Werte sind beim Gyromitra-Syndrom normal, das Bilirubin steigt aber durch den hämolytischen Ikterus.

Nach einem weiteren symptomfreien Intervall folgt bei schweren Vergiftungen eine hepatorenale Phase. In dieser Phase sind die Schädigungen der Leber und eine partielle Hämolyse erkennbar. Die Patienten zeigen einen Ikterus, haben eine Hämoglobinurie bis hin zur Anurie. Die Leber ist hart, druckempfindlich und stark vergrößert. Zusätzlich entwickelt sich noch eine zentralnervöse Symptomatik. Sie zeigt sich durch eine Ruhelosigkeit mit Erregungen, Mydriasis und tonisch-klonischen Krämpfen. Der Tod kann innerhalb von 2,5 bis 3 Tagen im Koma durch einen Zusammenbruch des Kreislaufs und der Atmung eintreten.

Fallbeschreibungen finden Sie hier:

Toxine: Das Hauptgift ist Gyromitrin. Bei Tieren ist eine teratogene, mutagene und karzinogene Wirkung nachgewiesen worden. Die tödliche Menge an Gyromitrin liegt bei 10 - 30 mg/kg bei Kindern und bei 20 - 50 mg/kg bei Erwachsenen.

Maßnahmen: Initial ist bei jedem Patienten mit einer frischen Pilzmahlzeit im Frühling zwingend medizinische Kohle in einer Dosierung von 1 g pro Kilogramm Körpergewicht zu verabreichen. Eine stationäre Aufnahme ist immer erforderlich. Die Verluste aus dem Wasser- und Elektrolythaushaltes sind auszugleichen. Eine Unterstützung der Leber kann mit der Gabe von Vitamin B 6 in der Klinik vorgenommen werden. Alle weiteren Maßnahmen erfolgen symptomatisch. Eine Sedierung kann mit den üblichen Benzodiazepinen, wie Midazolam oder Diazepam, vorgenommen werden. Bei einem Anstieg des freien Hämoglobins sollte die Diurese zur Prophylaxe von Nierenschädigungen verstärkt werden. Eine Kontrolle der Leberparameter ist während der ganzen Therapie erforderlich.

Prognose: Bei schweren Vergiftungen ist die Prognose sehr ernst.

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Stand: 29. Oktober 2007

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