Home Nach oben

Prostigmin
Zurück Home Nach oben

Prostigmin® zur Injektion

Wirkstoff: Neostigminmetilsulfat

Stoff- oder Indikationsgruppe: Cholinesterasehemmer

Bestandteile: 1 ml Prostigmin® zur Injektion Injektionslösung enthält 0,5 mg Neostigminmetilsufat; Salzsäure 36 %, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke.

Anwendungsgebiete: Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxantien. Myasthenia gravis.

Gegenanzeigen: Prostigmin® zur Injektion darf nicht angewendet werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen Neostigmin,
  • Gabe depolarisierender Muskelrelaxantien (Suxamethonium-Salze, Decamethonium-Salze),
  • Iritis,
  • Asthma bronchiale,
  • Hyperthyreose,
  • Obstruktionsileus sowie Stenosen oder Spasmen des Darmtraktes, der Gallenwege oder der Harnwege,
  • Myotonie, Parkinsonismus,
  • postoperativen Kreislaufkrisen oder Schock.

Prostigmin® zur Injektion sollte nicht angewendet werden bei Bradykardie, Hypotonie, Herzinsuffizienz und frischem Myokardinfarkt.

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit: Da Neostigmin eine quartäre Ammoniumverbindung ist, die bei physiologischem pH-Wert ionisiert vorliegt, ist eine Plazentapassage und ein Übergang von Prostigmin® zur Injektion in die Muttermilch unwahrscheinlich. Die intravenöse Gabe von Prostigmin® zur Injektion sollte in der Schwangerschaft jedoch wegen der möglichen Gefahr einer Frühgeburt vermieden werden. Nach Behandlung der Mutter mit Prostigmin® zur Injektion sind Neugeborene in den ersten zehn Tagen nach Geburt auf Anzeichen einer Myasthenie zu überwachen.

Nebenwirkungen:

Muskarinartige Nebenwirkungen: Zunahme von Speichelfluss und Schweißsekretion, Bronchospasmus, Krämpfe des Magen-Darm-Trakts, Diarrhö, Bradykardie sowie Hypotonie bis hin zum Kreislaufkollaps. Postoperativ kommt es häufig zu Bradykardien, in Einzelfällen auch zu Herzstillstand.

Nikotinartige Nebenwirkungen: Muskelfaszikulationen, Spasmen, Muskelschwäche, bei hoher Dosierung Lähmungen durch neuromuskulären Block. Nach ileorektalen Anastomosen treten vermehrt Anastomosenlecks auf.

Hinweis für Verkehrsteilnehmer: Prostigmin® zur Injektion kann durch Miosis und Akkommodationsstörungen die Sehleistung und somit das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder bei der Bedienung von Maschinen beeinträchtigen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Bei Anwendung von Prostigmin® zur Injektion sind möglich:

  • eine verstärkte Wirkung von Morphinderivaten und Barbituraten,
  • cholinerge Krisen durch andere direkte oder indirekte Parasympathikomimetika bei Patienten mit Myasthenia gravis,
  • lang anhaltende Bradykardien bei Vorbehandlung mit Beta-Rezeptorenblockern.

Dosierung: Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxantien: Patienten ab 20 kg Körpergewicht erhalten 1 ml bis 4 ml Prostigmin® zur Injektion (entsprechend 0,5 mg bis 2 mg Neostigminmetilsulfat). Im Bedarfsfall können bis zu 10 ml Prostigmin® zur Injektion gegeben werden (entsprechend 5 mg Neostigminmetilsulfat). Zur Vermeidung muskarinartiger Nebenwirkungen wird die gleichzeitige Gabe von 0,5 mg bis 1 mg Atropinsulfat i.v. empfohlen. Kinder unter 20 kg Körpergewicht erhalten 50 µg Neostigminmetilsulfat pro Kilogramm Körpergewicht.

Myasthenia gravis: Erwachsene erhalten mehrmals täglich 1 ml Prostigmin® zur Injektion (entsprechend 0,5 mg Neostigminmetilsulfat).

Art der Anwendung:

Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxantien: Die Injektion erfolgt langsam intravenös.

Myasthenia gravis: Die Injektion erfolgt subkutan oder intramuskulär. Bei guter Verträglichkeit ist die Anwendungsdauer nicht begrenzt.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel:

Symptome einer Überdosierung: Es kann zu Diarrhöen, Bauchkoliken, Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, Bradykardie, Hypotonie, Muskelschwäche und Schluckbeschwerden kommen, bei sehr hohen Dosen zu neuromuskulärer Blockade mit respiratorischer Insuffizienz.

Therapiemaßnahmen bei Überdosierung: Die muskarinergen Symptome, besonders die gastrointestinalen Beschwerden, werden durch Gabe von Atropinsulfat (2 mg bis 4 mg i.v. oder s.c.) gebessert.

Pharmakologische Eigenschaften: Neostigmin ist ein peripher wirkender, reversibler Cholinesterase-Hemmstoff. Es führt am Auge zu Kontraktion des Ziliarmuskels, Miosis, Hemmung der Akkommodation und Abnahme des intraokulären Drucks, am Herzen zu Abnahme der Herzfrequenz und der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, an den Bronchien zu Kontraktion der Muskulatur und Zunahme der Sekretion, im Gastrointestinaltrakt zu Zunahme der Sekretion von Magen und Dünndarm, zu Kontraktion der Gallenblase, des Harnleiters, des Harnblasendetrusors und zu Relaxation des Harnblasensphinkters und zu Zunahme der Schweißsekretion. In der Skelettmuskulatur kommt es bei geringen Dosen zu Erregungszunahme (Faszikulationen) und bei hohen Dosen zu Dauerdepolarisation (Lähmungen). Neostigmin ist kaum lipidlöslich und passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke, so dass zentralnervöse Wirkungen nicht auftreten.

Toxikologische Eigenschaften:

Akute Toxizität: Die akute LD50 von Neostigminmetilsulfat bei Mäusen beträgt bei subkutaner Gabe 0,66 (0,56 ± 0,80) mg/kg KG, bei intravenöser Gabe 0,47 mg/kg KG. Die LD50 nach fünftägiger Gabe für Neostigminbromid-Tabletten p.o. bei Mäusen beträgt 7,95 ± 1,65 mg/kg KG und Tag, bei Ratten 154,5 ± 25,5 mg/kg KG und Tag.

Chronische Toxizität/Subchronische Toxizität: In Untersuchungen zur subchronischen Toxizität an Ratte und Kaninchen zeigte sich, dass es bei chronischer Gabe von Neostigmin zu einer Toleranzentwicklung kommt, die auf eine Abnahme der Acetylcholinrezeptoren zurückgeführt wird.

Mutagenes und tumorerzeugendes Potential: Neostigmin ist unzureichend auf Mutagenität untersucht worden. Vorhandene Untersuchungen geben keine Hinweise auf eine mutagene Wirkung. Langzeituntersuchungen zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor.

Reproduktionstoxizität: Neostigmin ist unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften untersucht. In einer klinischen Studie mit 22 Schwangeren, die Neostigmin im ersten Trimenon der Schwangerschaft erhielten, zeigte sich keine Beziehung zu kongenitalen Defekten.

Pharmakokinetik: Neostigmin wird als quartäre Ammoniumverbindung nach oraler Gabe nur schlecht resorbiert. Bei der Ratte werden bei Gabe von 1 bis 50 mmol 14 C-markiertem Neostigmin ca. 5 % absorbiert. Beim Menschen wird nach oraler Gabe von 30 mg Neostigminbromid eine durchschnittliche Bioverfügbarkeit von etwa 1 % bis 2 % angenommen, wobei erhebliche interindividuelle Schwankungen auftreten können. Nach parenteraler Gabe verteilt sich Neostigminbromid rasch im Extrazellulärraum mit Verteilungshalbwertszeiten zwischen 1 und 3 Minuten. Besonders hohe Konzentrationen werden in Muskel- und Lebergewebe gefunden. Der Abbau von Neostigmin findet vermutlich in der Leber statt. Metaboliten sind Hydroxyphenyltrimethylammonium-Ionen, Hydroxyphenyltrimethylamin sowie deren glukuronidierte Konjugate. Nach intramuskulärer Gabe von Neostigmin werden etwa 80 % innerhalb von 24 Stunden im Urin unverändert oder als Metaboliten ausgeschieden: ca. 50 % unverändert, 15 % als 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium-Ionen und 15 % als unbekannte Metaboliten. Die Eliminationshalbwertszeit nach intravenöser Gabe liegt zwischen 24 und 80 Minuten, die Clearance zwischen 9 und 14 ml/min pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Kindern zwischen 2 und 12 Monaten ist die Eliminationshalbwertszeit signifikant niedriger. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Elimination verlängert.

Dauer der Haltbarkeit: Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre. Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.

Packungsgrößen: 5 Ampullen (1 ml) zu 0,5 mg Wirkstoff

[Neostigmin 0,5 mg] [Neostigmin 0,5 mg curasan] [Prostigmin]
Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an:
Copyright © 2007 Ralf Rebmann
Stand: 21. Oktober 2007

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus diesem Internet-Auftritt erwachsen könnten.