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Neostigmin 0,5 mg
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Neostigmin 0,5 mg

Wirkstoff: Neostigminmetilsulfat

Stoff- oder Indikationsgruppe: Cholinergikum

Bestandteile: 1 Ampulle zu 1 ml enthält: Neostigminmetilsulfat 0,5 mg; Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke

Anwendungsgebiete:

  • Antagonisierung der Muskelrelaxation nach Gabe von nichtdepolarisierenden Muskelrelaxantien
  • Myasthenia gravis

Gegenanzeigen: Neostigmin 0,5 mg darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegenüber Neostigmin
  • nach Gabe von depolarisierenden Muskelrelaxantien (Suxamethonium, Decamethonium)
  • Iritis
  • Asthma bronchiale
  • Thyreotoxikose
  • Obstruktionsileus, Stenosen oder Spasmen des Darmtraktes, der Gallen- oder Harnwege
  • Myotonie, Parkinsonismus
  • postoperativen Schock- und Kreislaufkrisen.

Es sollte nicht angewendet werden bei:

  • Bradykardie, Hypotonie, Herzinsuffizienz, frischem Myokardinfarkt.

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit: Da Neostigmin eine quartäre Ammoniumverbindung ist, die bei physiologischem pH ionisiert vorliegt, scheint eine Placenta-Passage und eine Ausscheidung in der Muttermilch unwahrscheinlich. Patientinnen mit Myasthenia gravis wurde Neostigmin während der Schwangerschaft und Laktation gegeben, ohne dass schädliche Wirkungen für den Feten und das Neugeborene auftraten. Die intravenöse Anwendung sollte in der Schwangerschaft jedoch vermieden werden.

Nebenwirkungen:

Muskarinartige Nebenwirkungen: erhöhter Speichelfluss und Schweißsekretion, Bronchospasmus, Krämpfe des Magen-Darm-Kanals, Diarrhöen, Bradykardie, Hypotonie bis hin zum Kreislaufkollaps.

Nikotinartige Nebenwirkungen: Muskelfaszikulationen, Spasmen, Muskelschwäche, in hohen Dosierungen Lähmungen durch einen neuromuskulären Block.

Von Bedeutung sind besonders die Herz-Kreislauf-Wirkungen in der postoperativen Phase. Häufig kommt es zu Bradykardien, in Einzelfällen auch zum Herzstillstand. Nach der postoperativen Anwendung von Neostigmin bei Patienten mit ileorectalen Anastomosen kann es zu einer Zunahme der postoperativen Anastomosenlecks kommen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Die Wirkung von Morphinderivaten und Barbituraten kann verstärkt werden. Die gleichzeitige Anwendung von Neostigmin und anderen direkten oder indirekten Parasympathikomimetika kann bei Patienten mit Myasthenia gravis zu einer cholinergen Krise führen. Bei mit Beta-Blockern vorbehandelten Patienten kann es zu lang anhaltenden Bradykardien kommen.

Dosierung:

  • Antagonisierung der Muskelrelaxation nach Gabe von nichtdepolarisierenden Muskelrelaxantien: Erwachsene erhalten üblicherweise 0,5 mg bis 2,0 mg Neostigminmetilsulfat langsam intravenös. Im Bedarfsfall kann auch mehr gegeben werden, eine Höchstdosis von 5 mg sollte jedoch nicht überschritten werden. Die gleichzeitige Gabe von 0,5 bis 1,0 mg Atropinsulfat i.v. wird empfohlen. Für Kinder wird eine Dosis von 50 µg/kg KG empfohlen.
  • Myasthenia gravis: Die empfohlene Dosis beträgt 0,5 mg Neostigminmetilsulfat s.c. oder i.m. mehrmals täglich.

Art der Anwendung: Neostigmin 0,5 mg ist für die i.m., i.v. und s.c. Injektion bestimmt. Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Bei Überdosierung kann es zu Diarrhöen, Bauchkoliken, Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, Bradykardie, Hypotonie, Muskelschwäche und Schluckbeschwerden kommen. Bei sehr hohen Dosen kann es zur neuromuskulären Blockade besonders der Atemmuskulatur mit der Folge einer respiratorischen Insuffizienz kommen. Die muskarinergen Symptome, besonders die gastrointestinalen Beschwerden, können durch die Gabe von Atropinsulfat (2 – 4 mg i.v. oder s.c.) gebessert werden.

Pharmakologische Eigenschaften: Neostigmin ist ein peripher wirkender reversibler Cholinesterase-Hemmstoff. Es führt am Auge zu einer Kontraktion des Ziliarmuskels, Miosis, Hemmung der Akkommodation, Abnahme des intraokularen Drucks, am Herzen zu einer Abnahme der Herzfrequenz und der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, an den Bronchien zur Kontraktion der Muskulatur und zur Zunahme der Sekretion, im Gastrointestinaltrakt zur Zunahme der Sekretion von Magen, Dünndarm, zur Kontraktion der Gallenblase, des Harnleiters, des Detrusors der Harnblase und zur Relaxation des Sphinkters und zur Zunahme der Schweißsekretion. In der Skelettmuskulatur kommt es in geringen Dosen zur Erregungszunahme (Faszikulationen), in hohen Dosen zur Dauerdepolarisation (Lähmungen). Neostigmin ist kaum lipidlöslich und passiert die Blut-Hirn-Schranke nicht, so dass zentralnervöse Wirkungen nicht auftreten.

Toxikologische Eigenschaften: Die akute LD50 von Neostigminmetilsulfat bei Mäusen beträgt bei subkutaner Gabe 0,66 mg/kg KG, bei intravenöser Gabe 0,47 mg/kg KG. Bei chronischer Gabe von Neostigmin kommt es zu einer Toleranzentwicklung, die auf eine Abnahme der Acetylcholinrezeptoren zurückgeführt wird. Tierexperimentelle Studien zur Mutagenität und Cancerogenität liegen nicht vor. Klinische Hinweise auf eine mutagene oder cancerogene Wirkung liegen ebenfalls nicht vor. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxikologie liegen nicht vor. Eine klinische Studie mit 22 Schwangeren, die Neostigmin im 1. Trimenon erhalten hatten, fand keine Beziehung zu kongenitalen Defekten.

Pharmakokinetik: Neostigmin wird als quartäre Ammoniumverbindung nach oraler Gabe nur schlecht resorbiert. Bei der Ratte werden bei Gabe von 1 bis 50 mmol 14C-markiertem Neostigmin ca. 5 % absorbiert. Beim Menschen wird nach oraler Gabe von 30 mg Neostigminbromid eine durchschnittliche Bioverfügbarkeit von etwa 1 – 2 % angenommen, wobei erhebliche interindividuelle Schwankungen auftreten können. Nach parenteraler Gabe verteilt sich Neostigminbromid rasch im Extrazellulärraum. In verschiedenen Studien wurden Verteilungshalbwertszeiten zwischen 1 und 3 Minuten gefunden. Besonders hohe Konzentrationen wurden im Muskel- und Lebergewebe gefunden. Der Abbau von Neostigmin findet vermutlich in der Leber statt. Als Metaboliten wurden Hydroxyphenyltrimethylammonium, Hydroxyphenyltrimethylamin sowie deren glukuronidierte Konjugate nachgewiesen. Nach i.m. Gabe von Neostigmin werden etwa 80 % innerhalb von 24 Stunden im Urin unverändert oder als Metaboliten ausgeschieden. Ca. 50 % werden unverändert eliminiert, 15 % als 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium und 15 % als unbekannte Metaboliten. Die Eliminationshalbwertszeit nach i.v.-Gabe liegt zwischen 24 und 80 Minuten, die Clearance zwischen 9 bzw. 14 ml/kg min. Bei Kindern zwischen 2 und 12 Monaten ist die Eliminationshalbwertszeit von Neostigmin signifikant niedriger als bei Kindern zwischen 1 und 6 Jahren und Erwachsenen. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Elimination verlängert.

Sonstige Hinweise: Neostigmin 0,5 mg kann durch Miosis und Akkommodationsstörungen die Sehleistung und damit die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen.

Dauer der Haltbarkeit: Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre. Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.

Packungsgrößen: Originalpackung mit 10 Ampullen zu 1 ml Injektionslösung; Klinikpackung mit 100 Ampullen zu 1 ml Injektionslösung

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Stand: 21. Oktober 2007

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