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Kalium jodatum
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Kalium jodatum 0,1 g

Wirkstoff: Kaliumjodid

Stoff- oder Indikationsgruppe: Anorganisches Jodsalz zur Vorbeugung bei Gefährdung durch Radiojod auf Grund unfallbedingter Emissionen in einer kerntechnischen Anlage.

Bestandteile: 1 Tablette enthält: Kaliumjodid 0,1 g

Anwendungsgebiete: Zur Vorbeugung der Inkorporation von Jod-131 (Radiojod) bei Reaktorstörfällen.

Gegenanzeigen: Kalium jodatum 0,1 g darf nicht angewendet werden bei Jodüberempfindlichkeit (sehr selten, darf nicht mit der häufigen Allergie gegen Röntgenkontrastmittel verwechselt werden), Hyperthyreose, Dermatitis herpetiformis Duhring (Auftreten von Magen-Darm-Erscheinungen, selten Verschlechterung der Hautsymptome).

Hinweis: Bei Patienten mit einer entsprechenden Disposition kann die hochdosierte Jodgabe zur Auslösung einer Hyperthyreose führen. Dieses Risiko ist im Einzelfall gegenüber der Notwendigkeit des Strahlenschutzes abzuwägen. Im Zweifelfalle sollte (wenn möglich) noch vor der Jodeinnahme mit der Einleitung einer thyreostatischen Therapie begonnen werden. Jodgaben sollten bei Verdacht auf ein Schilddrüsencarcinom in jeder Form vermieden werden.

Nebenwirkungen: In Einzelfällen kann es zu einer jodinduzierten Hyper- wie auch Hypothyreose kommen. Gefährdet sind vor allem Patienten mit präexistenten Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Autoimmunthyreoiditis), Asthmatiker, Neugeborene sowie Feten nach Gabe hoher Joddosen bei der Mutter. Überempfindlichkeitsreaktionen sind sehr selten und verlaufen gewöhnlich unter dem Bild einer schweren Allgemeinreaktion mit ,,Jodschnupfen‘‘, Jododerma bullosum oder tuberosum bis hin zur Dermatitis exfoliativa und angioneurotischen Ödemen (Quincke-Ödeme). Sehr selten treten Jodfieber, Jodakne und Speicheldrüsenschwellung auf. Bei gleichzeitiger Gabe von kaliumsparenden Diuretika oder bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz kann es zur Hyperkaliämie kommen, daher muss der Kaliumspiegel solcher Patienten vom Arzt streng kontrolliert werden.

Hinweis: In der Schwangerschaft sollte Kalium jodatum 0,1 g nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden, da es beim Feten zu einer jodindizierten Struma oder einer jodinduzierten Hypothyreose führen kann. In der Muttermilch wird Jodid gegenüber dem Serum 30fach konzentriert.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Thyreostatika zeigen eine verminderte Wirksamkeit bei gleichzeitiger Einnahme von Kalium jodatum.

Hinweis: Patienten, die bereits mit Thyreostatika behandelt werden, müssen diese Behandlung fortführen und in kurzen Abständen ärztlich überwacht werden. Bei gleichzeitiger Einnahme von Kalium jodatum und Lithiumsalzen wird die Entstehung von Strumen und Hypothyreosen begünstigt. Die gleichzeitige Einnahme von magenschleimhautreizenden Substanzen (Alkohol, Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Phenylbutazon u. a.) sollte vermieden werden. Die Gabe von Jodid in so großen Mengen kann eine geplante Radiojodtherapie unmöglich machen, ebenso kann die Schilddrüsendiagnostik beeinflusst werden und so zu Irrtümern führen. Dies gilt besonders für Schilddrüsenszintigramme und für Jodstoffwechselstudien, aber auch für den TRH-Test.

Warnhinweise: Kalium jodatum 0,1 g sollte auf keinen Fall ungelöst geschluckt werden, da es sonst zu einer Verätzung der Magenschleimhaut kommen kann.

Dosierung: Erwachsene auch Schwangere Anfangsdosis 2 Tabletten, danach etwa alle 8 Stunden 1 Tablette bis zu einer Gesamtzahl von 10 Tabletten innerhalb von 3 – 4 Tagen. Kinder (bis zu 40 kg Körpergewicht) Anfangsdosis 1 Tablette, danach etwa alle 8 Stunden 1/2 Tablette bis zu einer Gesamtzahl von 5 Tabletten innerhalb von 3 – 4 Tagen. Kleinkinder und Säuglinge (bis 20 kg Körpergewicht) Täglich eine 1/2 Tablette bis zu einer Gesamtzahl von 2 Tabletten. Tabletten möglichst nicht auf nüchternen Magen einnehmen. Die Einnahme soll nach Auflösen in einem beliebigen Getränk erfolgen (Lösung nicht haltbar, deshalb sofort verbrauchen).

Art der Anwendung: Kalium jodatum 0,1 g ist zur oralen Einnahme und Auflösung in reichlich Flüssigkeit bestimmt. Eine Einnahme auf leeren Magen ist zu vermeiden (Verätzungsgefahr). Während der gesamten Zahl in der das Risiko der Aufnahme radioaktiven Jods besteht, muss eine entsprechende hohe Plasmakonzentration an stabilem Jod aufrecht erhalten werden. Die Dauer der Anwendung kann auf Anordnung der Behörde verlängert und die Gesamtzahl der Tabletten erhöht werden.

Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel: Symptome einer Vergiftung durch orale Einnahme ätzend wirkender Jodlösungen sind: Braunfärbung der Schleimhäute, reflexartiges Erbrechen (bei stärkehaltigen Nahrungsbestandteilen Blaufärbung), Leibschmerzen und Diarrhö (evtl. blutig). Es kann zu Dehydratation und Schock kommen. In seltenen Fällen sind Oesophagusstenosen aufgetreten. Todesfälle sind nur nach Aufnahme großer Jodmengen (30 – 250 ml Jodtinktur) beobachtet worden.

Therapie der akuten Intoxikation: Magenspülung mit Stärkelösung, Protein oder 5 % Natriumthiosulfat, bis alle Jodspuren entfernt sind. Symptomatische Therapie der Wasserhaushalts- und Elektrolytstörungen, Schocktherapie.

Jodinduzierte Hypothyreose: Absetzen des Jods, Ausgleich der Stoffwechsellage durch Schilddrüsenhormone.

Jodinduzierte Hyperthyreose: Dies ist strenggenommen keine Überdosierung, da die Hyperthyreose auch durch Jodmengen ausgelöst werden kann, die in anderen Ländern physiologisch sind. Behandlung je nach Verlaufsform: Milde Formen erfordern unter Umständen keine Behandlung. Ausgeprägte Formen erfordern eine thyreostatische Therapie, die allerdings nur verzögert wirksam ist. In schwersten Fällen (thyreotoxische Krise) Intensivtherapie, Plasmapherese oder Thyreoidektomie.

Pharmakologische Eigenschaften: Kalium jodatum (Kaliumjodid, KJ) bildet farblose Kristalle oder weißes, kristallines Pulver. Geschmack salzig, dann bitter. Kaliumjodidgehalt, berechnet auf die getrocknete Substanz (mindestens 99,5 % KJ): Jod 76,5 %, Kalium 23,5 %. Kalium jodatum 0,1 g dient zur Vorbeugung bei Gefährdung durch Radiojod auf Grund unfallbedingter Emissionen von radioaktiver Strahlung (Unfall oder Katastrophe in einer kerntechnischen Anlage). Eine Anreicherung von Radiojod in dem kritischen Organ, der Schilddrüse, wird durch die orale Verabreichung von Kaliumjodid verhindert bzw. eine Anreicherung reduziert. Die protektive Wirksamkeit von Kalium jodatum gegenüber radioaktivem Jod (Jod-131) beruht auf einer Blockade der Schilddrüse. Die Speicherung von Radiojod in der Schilddrüse kann dadurch verhindert werden, dass vor der Aufnahme des Radiojods eine größere Menge von nicht-radioaktivem, stabilem Jod verabreicht wird. Durch dieses erhöhte Angebot an stabilem Jod wird wegen der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Schilddrüse nur ein Bruchteil des resorbierten radioaktiven Jods gespeichert. Das nichtgespeicherte Jod wird durch die Nieren mit einer biologischen Halbwertszeit von etwa 6 Stunden ausgeschieden. Da die Speicherkurve am Anfang sehr steil verläuft, ist die Jod-Blockade dann am wirksamsten, wenn das stabile Jod schon vor der Resorption des radioaktiven Jods im Organismus vorhanden ist. Aber auch in den ersten Stunden nach Aufnahme des Radiojods wird noch eine Reduktion der Speicherung erreicht, während etwa 8 Stunden nach abgeschlossener Resorption die Verabreichung von stabilem Jod keinen wesentlichen Einfluss mehr auf die Speicherung und damit auf die Strahlenbelastung der Schilddrüse durch das radioaktive Jod hat.

Ausscheidung: Jod und Jodkalien werden zum größten Teil rasch mit dem Harn ausgeschieden, die ersten Spuren schon nach 10 Minuten, die Hauptmenge (ca. 80 %) in 48 Stunden. Ein Rest befindet sich noch nach 10 bis 20 Tagen im Körper. Die Ausscheidung erfolgt durch die Nieren, teilweise auch durch die Speichel-, Schweiß- und Talgdrüsen.

Toxikologische Eigenschaften: Akute Vergiftungen sind sehr selten. Die stark reizende Wirkung führt rasch zum Erbrechen. Todesfälle wurden bei der Einnahme von 30 g beschrieben. Chronische Vergiftungen äußern sich als Jodakne, Schleimhautirritationen, schmerzhafter Schwellung der Speicheldrüsen und gastrointestinalen Störungen. Nach Absetzen sind die Symptome im allgemeinen reversibel.

Dauer der Haltbarkeit: Das Präparat trägt ein offenes Verfalldatum. Das Präparat sollte nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.

Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise: Das Arzneimittel ist kühl und trocken aufzubewahren.

Packungsgrößen: 10 Tbl. N 1

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Stand: 21. Oktober 2007

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