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Intox Ricinus communis01
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Rizinussamen-Vergiftungen

Bericht von P. Lipták, Pharmakognostisches Institut Budapest.

Rizinus communis L. wird in Ungarn als Zierpflanze kultiviert, und so ist es verständlich, dass Vergiftungen mit den Samen vorkommen. Verfasser beschreibt drei in Ungarn beobachtete Vergiftungsfälle.

In einem Fall wurde ein 22jähriges Dienstmädchen in besinnungslosen Zustande in ein Krankenhaus in Budapest gebracht. Der Zustand des Mädchens erweckte den Verdacht auf Morphinvergiftung, deshalb versuchte man mit Koffeininjektionen usw. es zum Bewusstsein zu bringen. Dann wurde ihr der Magen ausgespült: der Mageninhalt war blutig. Beim Verhören des Mädchens sowie ihres Dienstgebers stellte es sich heraus, dass das Mädchen an sehr heftigen Magenkrämpfen litt, wogegen es ein Pulver (Morphin?) einnahm und 2½ Rizinussamen aufaß. Die Kranke starb innerhalb eines Tages. Bei der Sektion wurde pharmakognostisch festgestellt, das der Tod infolge von Rizinusvergiftung eintrat. Morphin konnte in der Leiche nicht nachgewiesen werden.

Der zweite Fall kam in der Provinz vor. Ein Handwerker zog in seinem Garten Rizinus, um die Samen zu verkaufen. Als seine 41jährige Frau sich den Magen verdarb. Aß sie fünf Samen, um das Holen des Rizinusöls aus der Apotheke zu ersparen. Danach wurde ihr übel, sie erbrach, bekam Darmkrämpfe, ließ aber den Arzt erst am 3. Tag rufen, als sich schon eine schwere Vergiftung entwickelt hatte. Ihre Krankheit zog sich lange hin: Die Kranke lag besinnungslos in Fieber, später kam sie zeitweise zu sich, aber ihr Zustand blieb unverändert schwer. Sie hatte ständig heftige Bauchschmerzen, der Urin enthielt später viel Eiweiß, bis sie am 12. Tage starb.

Der dritte Fall wurde von Prof. Jakabházy dem Verfasser mitgeteilt. In Kolozsvár in einem Universitätsinstitut wollte der Laborant ein Abführmittel einnehmen: er zerstieß eine Handvoll Rizinussamen, kochte dieselben und trank abends die Flüssigkeit. Am nächsten Morgen wurde er in bewusstlosen Zustand gefunden; er erbrach und hatte Krämpfe. Auf die Klinik gebracht, spülte man ihm den Magen aus und nahm ihn in Behandlung. Auf der Haut des Kranken entstanden ungefähr handgroße Blutunterlaufungen. Durch sorgfältige Behandlung konnte ihm vorläufig das Leben gerettet werden, doch ganz gesund wurde er nie. Nach einiger Zeit starb er an Nierenentzündung.

(Erschien ungarisch in: Berichte der Ungarischen pharm. Gesellschaft 1929, Nr. 5)

Quelle: Lipták, P.: Rizinussamen-Vergiftungen, Sammlung von Vergiftungsfällen, Band 1 (1930), A 20, S. 47 - 48

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Stand: 31. Oktober 2007

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